Sollen rational denkende Eltern ihre Kinder gegen Masern impfen lassen? Ulrich Berger, Spieltheoretiker und skeptischer Autor des Blogs „Kritisch gedacht„, hat mit Kollegen die Rechnung durchgeführt. Die wissenschaftliche Antwort: Es kommt darauf an. Und zwar auf die zukünftige Durchimpfungsrate.
Wirklich verantwortungsvolle Eltern müssen sich beim Entscheid also überlegen, wo sie wohnen (werden), welche Durchimpfungsrate dort in nächster Zeit vernünftigerweise zu erwarten ist. Das heisst, wer seine Kinder im Kanton Nidwalden an eine Rudolf-Steiner-Schule schickt, sollte impfen lassen. An der staatlichen Schule des Kantons Genf hingegen ist von einer Impfung abzuraten (siehe Statistik in der Schweiz).
Ein paar Anmerkungen dazu:
1) Es ist selbstverständlich etwas komplizierter, aber ich kenne die Details auch nicht.
2) Die Resultate der angesprochenen Arbeit von Ulrich Berger, Andreas Hergovich und Daniel Kürner ist (noch?) nicht publiziert.
3) Der Denkfehler, den Schaden der Impfung mit dem Schaden von Masern anstatt mit dem Schaden der Nicht-Impfung zu vergleichen, ist mir selbstverständlich auch unterlaufen.
4) Das Resultat hat eine verstörende Konsequenz für den Kampf gegen Masern, wie Ulrich Berger anmerkt. Die Krankheit lässt sich in einer rational denkenden, gut informierten, demokratisch entscheidenden und sich individualistisch verhaltenden Gesellschaft nicht ausrotten. Ab einer gewissen Durchimpfungsrate sollte man nämlich nicht mehr impfen.
5) Sollten wir also das Ziel der Ausrottung der Masern aufgeben? Oder hat jemand eine gute Idee, wie dieses trotzdem auf eine gute Art erreicht werden kann? Ideen dazu würden mich brennend interessieren…