Missionieren hat heute einen schlechten Ruf. Da will jemand anderen seine Weltsicht aufdrücken – womöglich mit Gewalt. Menschen werden unter Zwang getauft und heilige Kriege angezettelt. Das freut niemanden – ausser die Täter.
Trotzdem: Ein Leben ohne Mission ist das Langweiligste, was ich mir vorstellen kann. Hat sie doch einen friedlichen Kern. Gläubige überbringen eine frohe Botschaft. Sie behalten ihre Erleuchtung nicht geizig für sich alleine. Sicher ist es auch narzisstisch, zu glauben, man sei erleuchtet. Aber gibt es Menschen, die nicht überzeugt sind, selbst die richtigen Werte zu vertreten? Diese Werte wieder ins Zentrum der Politik zu rücken, täte den Demokratien gut, sagt der US-amerikanische Philosoph Michael Sandel.
Ein anderer Fokus: „It’s about who is the authority in this world, man or God?“
Hier also mein Werte für die Arena: Ich glaube fest an eine objektive Realtität, der wir durch Neugier, kritisches Denken und gepflegten Widerstreit – auch bekannt als Wissenschaft – sehr nahe kommen können. Strenge Methoden und die Bereitschaft, sich durch Belege vom Gegenteil der eigenen Meinung überzeugen zu lassen, sind starke Werkzeuge bei der Wahrheitsfindung. Und ja, für mich kann es nur eine Wahrheit geben.
Mir wird täglich klarer, dass die Wahrheitssuche nicht immer und nicht bei Allen zuoberst auf der Prioritätenliste stehen kann. Den einen ist die Unfehlbarkeit der Bibel als moralischer Kompass wichtiger als die Kenntnis der korrekten Abstammungsgeschichte. Anderen ist es wichtiger, aktiv etwas für ihre Gesundheit tun zu können, als zu wissen, ob ihnen Bestandteile des Weizens wirklich schaden. Für Gewisse ist das Marketingpotential einer naturnahen Landwirtschaft zentraler, als die echte Gefahr zu kennen, die von einer gentechnisch veränderten Pflanze ausgehen könnte.
Jeder soll seiner Prioritätenliste folgen und seine Werte vertreten dürfen. Wer an die gute Natur, den freien Markt oder göttliche Gesetze glaubt, soll dies bitte tun und darf ruhig versuchen, mich zu missionieren (viel Glück dabei!). Unfair ist jedoch, dabei wissenschaftlich etablierte Tatsachen zu verdrehen (wie hier beklagt wird) – auch nicht, wenn dies einem der „wichtigeren“ Punkte auf der Prioritätenliste dient.
Jedes Mal, wenn die Wahrheit aus dem politischen Diskurs verdrängt wird, müssen Menschen darunter Leiden. Beispiele dafür finden sich in meinem neuen Buch: „Wissenschaftlich erwiesen – Gütesiegel oder Etikettenscheindel?„, das am 14. September erscheinen wird.
danke für diesen Beitrag